Ein Interview mit Martin Adolph (Aurelis) und Dr. Michael Toedt (Dailypoint) in der aktuellen Ausgabe von „Der Facility Manager“ (10/2020). Artikel von Miriam Glaß.
Der Trend in der Officewelt geht hin zu mehr Flexibilität. Deswegen unterstützt die digitale Plattform ShareYourSpace (SYS) Unternehmen dabei, temporär ungenutzte Büroflächen Dritten zur Verfügung zu stellen. Martin Adolph von Aurelis und Dr. Michael Toedt von Dailypoint erklären aus Nutzersicht, warum es sinnvoll ist, auf so einer Plattform vertreten zu sein, und wie sie sich die künftige Zusammenarbeit vorstellen.
Wie wurden Sie auf SYS aufmerksam?
Martin Adolph: Ich habe Ende 2019 in München an einer PropTech-Veranstaltung von AIS Management teilgenommen. In diesem Rahmen fanden Start-up-Pitches statt. Ein Teilnehmer, der dort sein Unternehmen vorgestellt hat, war Dr. Tobias Wagner, der Gründer von SYS.
Dr. Michael Toedt: Bei uns war es ähnlich, aber über einen Newsletter, der über Start- ups berichtet hat. Das Konzept von SYS hat uns sofort überzeugt.
Neben SYS gibt es noch weitere Plattformen, die die Vermietung von Flächen übernehmen. Warum haben Sie sich genau für diese entschieden?
Toedt: Sie ist einfach, strukturiert und nutzerfreundlich. Der Marktplatz ist nicht lediglich Leadvermittler, sondern bildet für Anbieter und Nachfrager den gesamten Prozess digital ab – Inserat-Erstellung, Suche, Buchung und Zahlungsabwicklung. Besonders hat mir der persönliche Aspekt gefallen. Das Team ist sehr freundlich und zuvorkommend, war auch bei Dailypoint in München vor Ort und hat es uns sehr erleichtert, die Flächen in die Plattform zu bringen.
Adolph: Da unterscheiden wir uns nicht groß. Für uns war wichtig, dass die Platt- form einfach und unkompliziert zu bedienen ist. Bei SYS hat sich gezeigt, dass es tatsächlich kinderleicht ist: Objekt anlegen und mit zwei oder drei Klicks freischalten. Das hat uns schnell überzeugt. Ein ganz wesentlicher Aspekt ist aber auch, dass SYS unsere Welt versteht und mit Services über- zeugt. Das ist deswegen hilfreich, weil bei z. B. tagesweiser Nutzung ein relativ kleinteiliges Geschäft effizient möglich ist.
Warum leisten Sie die temporäre Vermietung Ihrer Flächen nicht selbst?
Adolph: Aurelis managt natürlich als Bestandshalter, Asset Manager und Projektentwickler Flächen von jeher schon selbst. Zu einem Asset Management gehört aber auch, sich einen Überblick über alle Mög- lichkeiten zu verschaffen, die es hinsicht- lich der Vermarktung gibt. Die Kunst ist zu erkennen, was für das Unternehmensportfolio sinnvoll ist. Unsere Kernkompetenz ist es, Flächen zu vermieten. Wenn aber einzelne Räume kurzfristig, z. B. tageweise, Dritten zur Verfügung gestellt werden sollen, können wir das nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch vom Handling her nicht mehr leisten. Deswegen ist für uns der Online-Marktplatz ShareYourSpace praktisch und die logische Schlussfolgerung.
Toedt: Vermietung ist nicht unser Kerngeschäft. Dailypoint ist ein Software-Anbieter für die Hotellerie. Jede Fläche, die wir über SYS vermieten, ist für uns eine Zusatzeinnahme. Wenn wir freie Räume haben, dann muss das als einfacher Nebenverdienst nebenherlaufen.
Seit wann arbeiten Sie mit SYS zusammen?
Toedt: Wir arbeiten seit Ende 2019 mit ShareYourSpace zusammen, kurz nachdem die Plattform live gegangen ist.
Adolph: Wir stehen noch am Anfang unserer Kooperation mit SYS und arbeiten erst seit Ende Mai 2020 zusammen.
Wie viel müssen Sie an SYS abtreten?
Adolph: Das ist rein erfolgsabhängig. Ein bestimmter Prozentsatz vom tatsächlich getätigten Umsatz muss an die Plattform gezahlt werden. Wenn wir Flächen auf SYS zur Vermietung einstellen und diese werden nicht gebucht, ist dies auch mit keinerlei Kosten verbunden. Das unterstreicht auch wieder, dass es einfach und unkompliziert ist.
Toedt: Unser Unternehmen ist im Bereich der Hotellerie tätig. Dort ist es das „Standardmodell“, dass Listings umsonst sind und man der Plattform eine Provision für die Erstellung und Vermarktung bezahlen muss, wenn man an die bekannten Buchungsportale denkt. Dieses Sharing-Prinzip hat SYS in die Bürowelt übersetzt.
Wie viel Fläche haben Sie bereits über SYS vermietet?
Toedt: Einiges. Aktuell stellen wir keine Büroflächen und Tische für Dritte bereit, sondern unsere Konferenzräume. Diese haben wir auch schon mehrfach vermietet, damit sie nicht leer stehen. Unsere sicher- heitstechnischen Vorkehrungen, wie z. B. getrennte WLAN-Leitungen, ermöglichen und erleichtern das. Bedingt durch die Corona-Pandemie kamen natürlich intern die ein oder anderen Einwände, ob es nicht zu gefährlich sei, externe Leute in die Büroräume zu lassen. Da mussten wir ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten und natürlich sicherstellen, dass unser Hygienekonzept eingehalten wird. Die Räume müssen schließlich nach Benutzung desinfiziert werden usw.
Adolph: Bei uns ist es letztendlich nicht in Quadratmeternmessbar.WirhabenalsVer- mieter mehrere 100.000 m2 Geschossfläche in Deutschland und erweitern nun unsere Vermarktungsmöglichkeiten. Es wird sich zeigen, wie stark unsere Mieter dieses Tool nutzen werden. Bislang haben wir überwiegend positives Feedback erhalten.
Planen Sie künftig, weniger oder mehr Flächen über SYS zu vermieten?
Adolph: Auf jeden Fall mehr. Wir können unseren Bestandsmietern durch SYS ein Stück mehr Flexibilität an die Hand geben. Insofern wollen wir auf jeden Fall noch mehr Flächen über die Plattform vermieten. Wichtig ist für uns, dass wir die Zeit, in der aktuell eine gewisse Unsicherheit vorhanden ist, nutzen und uns mit den Rahmenbedingungen, die eine Plattform-Nutzung fordert, beschäftigen, insbesondere mit den technischen Voraussetzungen. Diesbezüglich sind wir gerade sehr stark mit unseren Architekten und Fachplanern in Kontakt. Wir sind bereits dazu übergegangen und statten unsere Objekte u. a. mit smarten Schließsystemen aus, damit keine Schlüsselübergabe erforderlich ist. Wer denkt, dass es Unsummen kostet, Gebäude digitaler und smarter auszustatten, liegt falsch. Hier kriegt man auch mit einem geringen Budget sinnvolle Maßnahmen umgesetzt.
Toedt: Bei uns wird es sicherlich eher mehr, weil die meisten Mitarbeiter den Wunsch geäußert haben, weiter im Homeoffice bleiben zu wollen. Das hat zur Folge, dass aktuell nur noch Teile unserer Belegschaft in unseren Räumen arbeiten. Entsprechend werden wir die Bürosituation generell ein bisschen umstrukturieren und tendenziell auch unsere ungenutzten Büroflächen Dritten zur Verfügung stellen. Denn wir haben eine super Lage in der Innenstadt, in der Nähe des Münchener Hauptbahnhofs, und wollen die Räume auf keinen Fall verlieren, um flexibel arbeiten zu können.
Wie sehen Sie die weitere Zusammenarbeit zwischen SYS und Ihrem Unternehmen?
Toedt: Wir sind ja ein mittelständisches Softwareunternehmen mit Mitarbeitern in Hamburg, Augs- burg, Berlin, Garmisch und München. Für uns ist es sehr interessant, auch einmal andere Flächen zu „buchen“ und das Angebot der Plattform als Mieter zu nutzen, für Tagesevents oder Ähnliches.
Adolph: Aurelis ist ja nicht nur Anbieter von Büroflächen, sondern vor allem von Unternehmensimmobilien, also Flächen im Bereich Produktion, Logistik sowie Forschung und Entwicklung. Das Spannende wird sein, aus dem Sharing von Büroflächen Erfahrungen zu sammeln und zu überlegen, wie wir das zusammen mit SYS auf solche Unternehmensflächen adaptieren können. Solch ein Modell könnte ShareYourProdutionSpace heißen. Da sehen wir großes Potenzial. In diesem Bereich wird das Thema Sicherheit natürlich noch viel stärker eine Rolle spielen.