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Gesundheit in Räumen: endlich im Rampenlicht!

Erinnern Sie sich an die Zeit, als Sie gar nicht auf die Idee kamen, an Gesundheit in Räumen auch nur einen Gedanken zu verschwenden? Diese, im Rückblick fast schon unschuldig-naiv anmutende Zeit umfasst im Grunde genommen Ihr ganzes Leben. Bis zum Ausbruch der COVID-19-Pandemie. Dabei bestimmen Klima, Luftqualität, Oberflächenhygiene in Räumen — seien es Wohnungen, Büros, Coworking-Spaces, Hotels oder Indoorsporteinrichtungen — wie kaum etwas anderes, ob unsere Gesundheit in diesen leidet. Nun muss das Vertrauen zurückgewonnen werden, "Come in and stay safe" muss Standard werden.

Vertrauen muss zurückgewonnen, “Come in and stay safe” Standard werden

Gute alte Zeit?

Erinnern Sie sich an die Zeit, als Sie gar nicht auf die Idee kamen, an Gesundheit in Räumen auch nur einen Gedanken zu verschwenden? Feng-Shui-Anhänger, die imstande sind, mit Spiegeln an der Wand negative Energie auf ihren Nachbarn zu lenken, erlaube ich mir, an dieser Stelle außen vor zu lassen, ebenso Wünschelrutengänger, die schlechten Schlaf mit Wasseradern unterm Bett erklären können. Aber auch Vertreter dieser Lehren beschäftigen sich nicht mit messbarem Raumklima, Luftqualität und Oberflächenhygiene. Dabei bestimmen Klima, Luftqualität, Oberflächenhygiene in Räumen — seien es Wohnungen, Büros, Coworking-Spaces, Hotels oder Indoorsporteinrichtungen — wie kaum etwas anderes, ob unsere Gesundheit in diesen leidet.

Also, erinnern Sie sich? Diese, im Rückblick fast schon unschuldig-naiv anmutende Zeit umfasst im Grunde genommen Ihr ganzes Leben. Bis zum Ausbruch der COVID-19-Pandemie.

Einfluss von Klima, Luftqualität auf Gesundheit seit langem im Fokus: draußen vor der Tür

Dabei ist das Bewusstsein um den Zusammenhang zwischen Klima und Luftqualität einerseits und Wohlergehen andererseits schon lange da. Feinstaub vor der Haustüre beschäftigt (zurecht) seit Jahren Umweltpolitik, Bürgerinitiativen und Gerichte, der Dieselskandal hat die Glaubwürdigkeit der in Deutschland so geliebten Automobilindustrie erodiert, und der verantwortliche Teil der Welt kämpft für die Reduktion der Treibhausgase, um dem Klimawandel und der Erderwärmung zu begegnen, eine, vielleicht die zentrale Menschheitsherausforderung. Aber, das zeigen auch vorgenannte Beispiele: Der Fokus liegt nur auf dem Klima „draußen“ — vor den Hauseingangstüren. Das Klima „drinnen“ haben wir tatsächlich übersehen. Wie es sich in Räumen verhält, war uns, das Thema Heizung und Kühlung bei der Betriebskostenabrechnung ausgenommen, bislang gleichgültig. Das ist nicht nur nicht weit genug gesprungen und unlogisch, sondern im Grunde fahrlässig.

Gesundheit in Räumen? Angebote für Spa, Möbel und Yoga …

Dieses Versäumnis zeigen auch Google und andere Suchmaschinen. Bei nachstehenden Begriffskombination dominieren z.B. folgende Suchergebnisse:

  • „Gesundheit + Hotel“: Wellnesshotels mit Spa- und Fastenkurangeboten
  • „Gesundheit + Büro“: ergonomische Möbel
  • „Gesundheit + Fitnessstudio“: Bewegungs- und Entspannungskurse sowie Hinweise zu Ernährung und Training

Yoga, Pilates und ketogene Ernährung allein halten uns aber nicht gesund, wenn das Raumklima schädlich ist.

Generation Corona für Raumklima und Hygiene sensibilisiertWelt in Maske

Jetzt haben sich die Zeiten geändert. Corona hat alles geändert. Mittlerweile gehören zuvor nur wenigen Experten bekannte Begriffe wie Aerosole, FFP2-Maske, Antigen-Schnelltests, RKI und Herdenimmunität zum Allgemeinwissen. Vorteile und Nachteile von Vektorimpfstoffen gegenüber mRNA-Impfstoffen sind Gegenstand von Diskussionen im Freundeskreis und mit Arbeitskollegen. Und jedes Kind kann heute die Abstandsregel und die richtige Art, sich die Hände zu waschen, erklären.

Die Generation Corona — rund um den Globus — wird nie wieder kritiklos eng gestaffelte Schreibtische in Großraumbüros beziehen, Menschenmassen vor und in Aufzügen unbedenklich finden oder Türklinken mit der eingangs beschriebenen Gedankenlosigkeit anfassen, jedenfalls nicht, solange Zweifel bestehen, dass die Oberfläche der Türklinke angemessen desinfiziert wurde.

Vielleicht gilt auch zukünftig Büroarbeit trotz Grippe nicht mehr als Ausweis von heldenhafter Härte und Masken im Alltag bleiben bei Erkältungskrankheiten sichtbares Zeichen für gelernten Schutz, so wie es in Süd-Ost-Asiens Metropolen schon lange gang und gäbe ist. Letzteres ohne, dass eigenartig denkende Menschen die Zustände dann gleich mit denen unter dem NS-Schreckensregime oder in Nord-Korea vergleichen.

Gesundheit in Räumen dauerhaft relevant

Gesundheit in Räumen ist — spät, aber erfreulicherweise — ein großes, durch COVID-19 ins Rampenlicht gerücktes, und in der Wirtschaft jede Art von Unternehmen und jede Art von Büro und Workspaces betreffendes Thema. In Corona-Zeiten ist zudem entsprechender Gesundheitsschutz Voraussetzung dafür, dass während und nach Ablauf der behördlichen Restriktionen die Rückkehr in Büroumgebungen und an Arbeitsplätze gelingt.

Gesundheit in Räumen ist jedoch nicht nur jetzt in der aktuellen Pandemie bedeutsam. Das Thema wird die neu gewonnene Relevanz auch nach der Pandemie behalten, dies vor allem aus zwei Gründen:

  • gestiegene Aufmerksamkeit und Erwartungen bezüglich Raumklima und Hygiene in Folge vorgenannter Erfahrungen
  • „nach der Pandemie ist vor der Pandemie“

Weitere gesetzliche Vorgaben zu erwarten

Die gesetzlichen Vorgaben für Gesundheit in Räumen sind längst da: Betreiberverantwortung von Immobilieneigentümern und Immobilienmanagern, aber auch Arbeitgeberverantwortung erfordern den Schutz von Kunden, Gästen, Mitarbeitern. Es ist zudem zu erwarten, dass der Gesetzgeber die Regelwerke verschärfen und konkretisieren und die Akteure mit Gestaltungsmacht stärker in die Pflicht nehmen wird. Er sollte es auch. Die vor Jahren gesetzlich geregelten, heute völlig selbstverständlichen Rauchverbote sind eine Referenz.

Wachsendes Ökosystem reich an technischen und infrastrukturellen Lösungen

Wie sieht es mit den technischen und infrastrukturellen Lösungen zur Kontrolle von Raumklima und Infektionsrisiken aus? Tatsächlich fehlt es nicht an Wissen, was in Büros klimatisch und hygienisch notwendig und was gesundheitsabträglich ist. Es ist niedergelegt in pandemiespezifischen wie auch dauerhaft gültigen Hygienestandards (z.B. auf Basis der Verordnungen und Regelungen von Bund und Ländern sowie den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts für Arbeitsplätze). Gleichfalls findet sich im Ökosystem — vom PropTech über den multinationalen TGA-Hersteller bis hin zu den Providern von Services vor Ort in der Bürofläche und am Arbeitsplatz — alles Notwendige und Gebotene, von Sensorik über Filteranlagen bis hin zum oberflächenadäquaten, natürlich schadstofffreien Reinigungsmittel.

Wirtschaft profitiert von Wertschätzung der Mitarbeitergesundheit

Erstaunlich ist, dass die Gewerkschaften dieses Feld bisher nicht für sich entdeckt haben. Dabei dürfte es einen diesbezüglichen Interessenskonflikt zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite vermutlich gar nicht geben: Die volkswirtschaftlichen Schäden durch Arbeitsausfall infolge von am Arbeitsplatz übertragenen Infektionskrankheiten sowie durch Leistungseinbußen infolge von schlechtem Raumklima sind enorm. Arbeitgeber könnten zudem aus HR-Perspektive profitieren: Unternehmen, die die Gesundheit ihrer Mitarbeiter wertschätzen, werden selbst wertgeschätzt.

HochhäuserSchadstoffemissionen durch Baustoffe und Menschen

Welche prinzipiellen Stellhebel gibt es? Belastungen des Raumklimas haben im Wesentlichen zwei Ursachen:

  • Erstens Baustoffe (Emission von Schadstoffen) — im Bau und bei Sanierungen müssen entsprechend gesundheitsverträgliche Materialen eingesetzt werden. Gesündere Gebäude müssen die Regel werden, so ein Leitsatz des Sentinel Haus Instituts, das Europas größte Datenbank mit gesundheitsgeprüften Materialien für gesünderes Wohnen und Arbeiten, Bauen und Sanieren aufgebaut hat.
  • Zweitens Belastungen im Betrieb — also die von Menschen in der Flächennutzung eingebrachten Belastungen (z.B. Viren) bzw. am Arbeitsplatz generierten Emissionen (z.B. CO2).

Vor allem der Betrieb ist in der heutigen Arbeitswelt der für Gesundheit in Räumen entscheidende Hebel: zum einen, weil Neubau relativ gesehen die Ausnahme ist — die Welt ist keine grüne Wiese mehr, sondern bereits bebaut. Allein in Deutschland gibt es über 500 Millionen Quadratmeter qualifizierter Bürofläche im Bestand.

Zum anderen kann die gesundheitliche Belastung im laufenden Flächenbetrieb vergleichsweise einfach reduziert werden: durch Sicherstellung eines gesunden Klimas sowie entsprechende Hygiene in Gebäuden und Räumen.

In Büros muss Vertrauen zurückgewonnen werden

Gerade und vor allem in den Büros muss Vertrauen zurückgewonnen werden. 71 % aller Beschäftigten in Deutschland arbeiten inzwischen zumindest zeitweise an einem Büroarbeitsplatz. Sie alle wollen mit gutem Gefühl (wieder) ins Büro kommen. Es müsste selbstverständlich sein, dass jeder, der ein Büro betritt, in diesem in seiner Gesundheit nicht beeinträchtigt wird — das Versprechen „Come in and stay safe“. Ist es aber nicht. Das könnte zukünftig anders werden.

Werden gesunde Räume Selbstverständlichkeit?

Bei der zeitlichen Perspektive sind zwei (zusammenhängende) Entwicklungen nicht unwahrscheinlich:

  • Kurzfristig ist „Gesundheit in Räumen“ für Officebetreiber und Workspaceanbieter eine Businesschance: Büros und Workspaces mit gesundem Raumklima und Infektionsrisiken senkendem Hygienekonzept sind attraktiver und leichter zu vermarkten als solche ohne. Raumklima und gesicherte Hygiene sind also ein Differenzierungskriterium für Flächen und Flächenbetreiber. Corporate Real Estate, Asset, Property und Facility Manager sind gefragt, gleichfalls Vermieter.
  • Mittelfristig könnten gesunde Räume sogar zum Muss-Kriterium werden. Je mehr ihre Räume entsprechend auszeichnen, desto weniger können sich die übrigen Büroverantwortlichen dem entziehen. Mitarbeiter, Gäste, Mit- und Untermieter werden entsprechende Büros fordern. Das wäre ein Game Change. Eine entsprechende Qualifizierung von Spaces (jeglicher Art) muss dann so selbstverständlich sein, wie heute die TÜV-Plakette beim Auto und der Energieausweis beim Gebäude.

TÜV Plakette und Energieausweis als Vorbild für Hygienelabel

Mitarbeiter, Mieter, Gäste suchen nach verlässlichen Hygienestandards, um sich im Workspace — ob Schreibtisch, Büro oder Meetingraum — sicher zu fühlen. Was sind die Muss-Kriterien für die Raumqualifizierung?

  • Einheitliche Qualitätsstandards für Räumlichkeiten
  • Einheitliche Prüfparameter
  • Überprüfbarkeit durch Dritte
  • Optischer Ausweis im Sinne von sichtbar für jeden, der die Räumlichkeit betritt — also ein Label

Diese Kriterien zeichnen im Übrigen auch TÜV-Plakette und Energieausweis aus.

Apropos TÜV: Unlängst hat der TÜV SÜD zusammen mit dem PropTech ShareYourSpace den Service „staysafe“ für den Büromarkt gelauncht.

  • Mit einer App können Anbieter und Betreiber von Büro und Workspaces ihr Hygieneschutzkonzept in Eigenkontrolle prüfen und Infektionsrisiken für Nutzer der Büroflächen reduzieren.
  • Das bei erfolgreichem Check erteilte Label „staysafe“ bzw. „staysafe monitored by TÜV SÜD“ ist sichtbare Bestätigung, dass der Sorgfaltspflicht nachgekommen wird.

Das „staysafe“ Label kann u.a. auf dem digitalen Marktplatz www.shareyourspace.com beim Flächeninserat ausgewiesen werden.

Workspace mit staysafe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ShareYourSpace ermöglicht nach dem Airbnb-Prinzip die kurzzeitige Ver- und Anmietung unterschiedlichster Workspaces durch die Vernetzung von Flächenbesitzern und Flächennachfragern, strukturierte Suchen, einfache Präsentations-, Anfrage-, Buchungs- und Bezahlprozesse.

Eine spannende Kombination, die da das Thema „Gesundheit in Räumen“ adressiert: der TÜV SÜD, ein Weltunternehmen, das traditionell wie kein zweites für Sicherheit und Vertrauen steht, und ein Startup, das sich der Mission „Boosting Flexibility + Sustainability In The Office World“ verschrieben hat. Das hat Pepp!

Gute alte Zeit? Gesunde neue Zeit!

Zusammenfassend ist festzuhalten:

  • Gesundheit in Workspaces seit COVID-19 im Rampenlicht
  • Ohne Vertrauen kein „Back to normal“
  • Come in and stay safe ist Muss
  • Für alle sichtbares „Gesundheitslabel“ im Bürobestand ähnlich dem Energieausweis ist Businesschance und könnte Standard werden

Vielleicht ist die neue Zeit gar nicht so schlecht und die alte gar nicht so gesund, wie gemeinhin angenommen.

Tobias Wagner Dr. Tobias Wagner auf www.medium.com